Pressemitteilung: "Sachspende für Feuerwehr in Nicaragua"
Deutsche Feuerwehr sendet Hilfspaket / GIZ-weltwärts-Freiwilliger organisiert Sachspende
30. Juli 2013
Heute ist der große Tag für die Feuerwehr Station in Somoto, Nicaragua. Seit Anfang des
Jahres warten sie alle auf das Equipment was in Niedernhausen vor 8 Monaten gepackt
und verschickt wurde. Heute ist die Übergabe. Alle sind sie da, der Kapitän der Station,
Vertreter aus dem Rathaus, der Polizeichef, ein Pastor und natürlich Vertreter der Presse,
Radio, Fernsehen, die deutsche Fachkraft für das weltwärts-Programm der GIZ und
natürlich die Feuerwehrfrauen und -männer selbst. Es wurde die Nationalhymne gespielt
und mit Reden und symbolischer Übergabe eines Feuerwehrhelms ganz offiziell die
Spende in Empfang genommen.
Die Idee kam dem Niedernhausener Carsten Mohr, der in Somoto einen
entwicklungspolitischen Freiwilligen Dienst über das Programm "weltwärts" der
Bundesregierung und der GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit)
in einer lokalen NGO absolviert. Dort arbeitet er im Katastrophenschutz in kleinen Orten
die sich vor Naturgewalten schützen müssen. Da Carsten allerdings schon in
Niedernhausen ein engagierter Feuerwehrmann war, konnte er es auch in Nicaragua nicht
lassen, Stunden und Nächte in der Feuerwache zu verbringen. Was anfangs noch in
seiner Freizeit passierte, konnte schnell in sein Projekt integriert werden, sodass er
wöchentlich Präsentationen und Ausbildung für die rund 20 Feuerwehrleute geben konnte.
Dort hat er viel gelernt, zu allererst natürlich die Sprache Spanisch. Dann musste er aber
auch lernen, wie großzügige und gut gemeinte Spenden an ihrem Zweck vorbei gingen,
genannt seien da mal nagelneue Autos aus Russland, die den Straßenverhältnissen in
Nicaragua nicht gewappnet sind. Und das größte und schlimmste Problem bleibt der
Kraftstoff ohne den nunmal eine Feuerwehr nicht funktionieren kann und an dem es in
Nicaragua chronisch mangelt. Da wird dann nun einmal mit einem Fahrzeug weniger
ausgerückt und die Atemschutzflaschen nicht aufgefüllt - doch was am Anfang schwer zu
verdauen war, ist nun Gewohnheit und die Basis auf der Carsten ausbilden will. Die
Feuerwehr Somoto besteht aus 3 hauptamtlichen Feuerwehrmännern und ca. 20
Freiwilligen. Sie haben im Jahr ca. 200 Einsätze, die von rettungsdienstlicher Versorgung,
über Verkehrsunfälle, Waldbränden in der Trockenzeit und Erosionen in der Regenzeit
reichen. Nicaragua ist das zweitärmste Land Südamerikas und liegt zwischen Honduras
und Costa Rica. Neben den Karibikregionen und der Pazifikküste liegt Somoto im Gebirge
auf 700 Metern an der Grenze zu Honduras. Der Feuerwehr Somoto stehen zur
Bewältigung dieser Aufgaben 4 Fahrzeuge zur Verfügung.
Durch diese Umstände und die weitreichenden Gefährdungen durch Erdbeben,
Vulkanausbrüchen, starken Regenfällen, Hurrikane und lange Hitzeperioden ist der
Katastrophenschutz hier besonders gefragt. Auf seltene Großspenden aus Russland,
Spanien, USA und Japan ist das Land angewiesen.
Schon im November 2012 kam dann eine Mail an die Wehrführung in Niedernhausen, ob
es ein Interesse gäbe, funktionstüchtige Ausrüstung und Kleidung, die in Deutschland
aussortiert wird, nach Nicaragua zu schicken. Es ging rum wie ein Lauffeuer. So wurde im
Dezember unter dem großen Engagement von Gemeindebrandinspektor Mathias Brühl
30 Kisten mit Equipment verpackt. Sie enthielten Feuerschutzkleindung, Helme, Stiefel,
Handschuhe, Gurte, Tragen, Hitzeschutzkleidung, Funkgeräte, Ladegeräte und
Regenschutzkleidung, die von den Feuerwehren Niedernhausens und der Feuerwehr
Bad Homburg gespendet wurden. Zusätzlich wurden Mengen an Erste-Hilfe-Materialien,
Taschen, Koffer, Systemen zur Stabilisierung von Patienten eines Verkehrsunfalls und
Einmalhandschuhen vom ASB Niedernhausen und der Feuerwehr Bad Homburg
beigesteuert. Ausrüstung zur Rettung von Personen in Höhen und Tiefen, darunter
Dynamikseile, Gurte und Karabiner wurden von Stephanie Edling gespendet. Zu guter
Letzt wurde von der Firma Schoenwolf Hamburg ein fabrikneues Atemschutzgerät mit
Chemikalienschutzanzügen, Gehörschutz und Masken zur Verfügung gestellt. Der
Spendenwert kann schwer kalkuliert werden, ist mit Sicherheit aber im hohen vier-stelligen
Bereich.
Die Kisten wurden dann von Johannes Müller und Bastian Baum durch einen von der
Frima Dörr Elektronik, der Gemeinde Niedernhausen und Günther F. Döring
gemieteten Sprinter nach Hamburg transportiert, wo es von der Städtepartnerschaft
Hamburg-León mit einem Container nach Nicaragua verfrachtet wurde. Dort stand es
dann 7 Monate im Zoll und konnte nicht freigegeben werden. Während sich Carsten Mohr
Monate an die Feuerwehr-Führung, Parlamentsabgeordnete und andere Organisationen
wandte, die Caritas einen Artikel in der größten Tageszeitung Nicaraguas platzierte, die
von einer Blockade sprach, wurde durch die Unterstützung der GIZ und der Botschaft, die
sich bei Behörden und den zuständigen Stellen für eine Freigabe einsetzten, diese erwirkt
werden. Zwei Wochen später waren die Unterschriften da und es konnte abgeholt werden,
zwei Wochen vor Carstens Rückreise nach Deutschland.
Laut Carsten konnte durch diese Spende die Feuerwehrarbeit in Somoto auf ein neues
Niveau gestellt werden. 14 Feuerwehrleute konnten erstmalig mit einer vollständigen
persönlichen Schutzausrüstung ausgestattet werden. Das Erste-Hilfe-Material macht eine
rettungsdienstliche Versorgung erst möglich. Die Ausrüstung für die Höhenrettung war
veraltet und nicht mehr funktionstüchtig, diese konnte komplett ersetzt werden. Die
Atemschutz- und Chemikalienschutzkleidung gab es vorher nicht, nur ein veraltetes Gerät
aus der ehemaligen DDR, ziert die Halterung im Fahrzeug.
Heute ist jedenfalls ein warmer Tag und trotz Regenzeit hat es nicht geregnet. Alle haben
sie ein Lächeln auf dem Gesicht. Mitten drin ist Carsten, in seiner Uniform und einem
Helm aus Nicaragua, den sie ihm als Andenken geschenkt haben- ein Austausch jeglicher
Art. Es fiel der Satz: "Wie Weihnachten" und so ist es auch, in dieser großen, weltweiten
Familie, mit ihren großen roten Autos und dem Blaulicht.
"Gracias Compañeros" - Danke Kameraden!
Bilder unter: https://www.dropbox.com/sh/xoyu3tmcummhmi2/BK26D9BBIv
Weiterführende Informationen:
o GIZ: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
(bundeseigene Entwicklungszusammenarbeitsorganisation)
o Feuerwehr Somoto (Teil des staatlichen Feuerwehrsystems Nicaraguas
"DGB")
o "weltwärts" - Freiwilligen-Programm des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Personen auf Fotos:
o Christine Baum - pädagogische Fachkraft der GIZ-Nicaragua und
Koordinadorin des weltwärts-Programmes der GIZ in Nicaragua
o Freddy Eugarrios, Kapitän und damit Leiter der Feuerwehrstation Somoto,
Madriz, Nicaragua
o Carsten Mohr, ww-Freiwilliger der GIZ-Nic. in der NGO Movimiento
Comunal Nicaragüense in einem Katastrophenschutzprojekt und Mitglied
der Freiwilligen Feuerwehren Niedernhausen und Oberjosbach, Datum
der Rückkehr: 06.08.2013